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NaturästhETHIK

Insekten in Großaufnahme

Aktualisiert: 9. Juni 2020

Insekten leben meist im Verborgenen. Schaut man genauer hin, sieht man, wie faszinierend diese Lebewesen sind. In der Makrofotografie werden die Kleinsten ganz groß porträtiert.

Leider sind Insekten am Verschwinden. Einiges kann jedoch unternommen werden, um zu ihrem Erhalt beizutragen.


Die Zeit steht still, wenn ich mich dem Fotografieren eines Insekts widme. Es hat fast etwas mediatives und ich vergesse alles andere um mich herum. Es ist nahezu so, als würde es mich in einen Mikrokosmos hineinziehen, wenn ich in die Welt dieser faszinierenden Tiere eintauche. Dazu ist in erster Linie ein wahrer Perspektivenwechsel nötig, am Besten, indem man sich auf Augenhöhe mit dem Insekt begibt. Gleich sieht die Welt ganz anderes aus und eine Wiese wird schnell zum abenteuerlichen, undurchdringlichen Dschungel, in dem wenige Zentimeter wie Kilometer erscheinen.

Ich muss dann immer an den 80er-Jahre Film "Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft" denken, in dem diese auf die Größe eines Insekts verkleinert werden und im heimischen Garten das Abenteuer ihres Lebens erfahren -inklusive Freundschaft mit einer Ameise. Obwohl in diesem Film nicht alle Insekten gut wegkommen, zeigt er doch recht anschaulich, dass "da draußen" noch andere Welten existieren und alles eine Frage der Perspektive ist.


Ekel, Angst, Respekt, Faszination & Bewunderung

So in etwa verlief die Entwicklung meiner Beziehung zu diesen Lebewesen.

Aus wohl anerzogenem, kindlichen Ekel und einer gewissen Furcht (vor allem vor Stichen von Wespen) entwickelte sich bei genauerer Betrachtung durch die Fotolinse rasch ein Respekt vor diesen Lebewesen.


Erst in Vergrößerung und mithilfe meines Makroobjektivs werden die zahlreichen, erstaunlichen Details ihres Äußeren erkennbar: die Strukturen von Facettenauge, Chitinpanzer, Flügel, Antennen oder Behaarung sind beeindruckend. Auch ihre Unterschiede in der Lebensweise sind bemerkenswert. Manche Insekten fliegen, andere nicht. Die Metamorphose mutet gar als kaum vorstellbares Wunder an.

Porträtfotos von Insekten faszinieren mich besonders. Bei allen Unterschieden zu uns Menschen, habe ich trotzdem immer wieder den Eindruck, dem Insekt in die Augen zu sehen und eine gewisse Mimik zu erkennen.




Insekten als "Nützlinge"

Dass die Natur und somit wir Menschen Insekten brauchen, zeigt das berühmte Beispiel der Bienen. Dass für die Bestäubung von Pflanzen auch noch zahlreiche andere Insekten zuständig sind, weiß jedoch kaum jemand.

"Rund drei Viertel unserer Nutzpflanzen sind ausschließlich oder vornehmlich auf Insektenbestäubung angewiesen."

(Quelle: Segerer & Rosenkranz: Das große Insektensterben)


Da braucht es wohl nicht viel an Vorstellungsvermögen, um die Bedeutung und die Tragweite dieser Aussage zu erkennen.



Außerdem sind Insekten wahre Recycling-Helden, indem sie Kadaver, Tierhaare, oder abgestorbene Pflanzenteile in kleinste Teile zerlegen und so wieder dem Naturkreislauf verfügbar machen.

Sie sind jedoch selbst auch wieder Nahrungsquelle für viele andere Tiere. Man denke nur an die zahlreichen Vögel, die zur Aufzucht ihres Nachwuchses täglich Unmengen an Insekten brauchen. Aber auch Eidechsen, Fledermäuse, Frösche und viele, viele andere Lebewesen sind auf Insekten als Nahrung angewiesen.


Es ist unerlässlich den Nutzen dieser Lebewesen hervorzuheben und man kann ihre Leistungen nicht dankbar genug wertschätzen. Diese sehr anthropozentrische Betrachtungsweise ist mir jedoch zu wenig. Viel zu oft wird die Natur auf der Grundlage ihres Nutzens für uns Menschen bewertet. Ich meine jedoch die Natur und alle Lebewesen verdienen Achtung und Rücksicht ihrer selbst willen. Und wer sich einmal auf die Beobachtung dieser faszinierenden Tiere eingelassen hat, wird das bestätigen können.


Das große Insektensterben

Wussten Sie, dass Insekten drei Viertel der Lebewesen ausmachen? Traurigerweise geht der Bestand an Insekten seit dem 19. Jahrhundert dramatisch zurück. Alleine in den letzten 30 Jahren gab es einen Rückgang von etwa 75%! Das Thema ist leider nicht neu und -es kann nicht oft genug gesagt werden: höchst brisant. Das Summen und Brummen nimmt deutlich ab...

Gründe für das Sterben gibt es viele: Lebensraumzerstörung und fehlende Nistmöglichkeiten, eingeschleppte Arten als bedrohende Fressfeinde, Chemikalieneinsatz in der Landwirtschaft und in Privatgärten, Monokulturen auf Feld und Wiese, der Klimawandel und vieles mehr.

Die Problematik kurz zu fassen, wird der Sache nicht gerecht. Ich empfehle daher jedem folgendes Buch, das das Thema sachlich fundiert und anschaulich aufgreift:

Andreas H. Segerer/Eva Rosenkranz: Das große Insektensterben. Was es bedeutet und was wir jetzt tun müssen.



Was tun?

Egal, ob man Insekten -so wie ich- ihrer selbst willen liebt und schätzt, oder aufgrund ihrer unverzichtbaren Leistungen: jeder kann einen kleinen Beitrag dazu leisten, gegen den besorgniserregenden Trend des Insektenschwunds anzukämpfen. Und wenn Sie sich denken, dass einer alleine nichts ausrichten kann, dann erlaube ich mir, an dieser Stelle den Dalai Lama zum Thema passend zu zitieren:

"Falls du glaubst, dass du zu klein bist, um etwas zu bewirken, dann versuche mal zu schlafen, wenn eine Mücke im Raum ist..."

Das kann man tun:

- Regionale, saisonale Bio-Lebensmittel kaufen, um nachhaltige, ressourcenschonende und artenreiche Landwirtschaft zu fördern, die auf Pestizide verzichtet und keinen Raubbau am Boden betreibt.

- Im eigenen Garten und bei der Balkonbegrünung unbedingt auf Pestizide verzichten! Sie töten nicht nur das vermeintliche "Unkraut", sondern auch die Insekten und darüber hinaus noch diejenigen, die sich von ihnen ernähren (Vögel, Eidechsen,...).

- Darauf achten, heimische Pflanzen zu setzen, artenreich und vielfältig. Dabei helfen auch schon kleine Blumeninseln. Dabei unbedingt auf ungefüllte Blüten achten! Der wilden Seite im Garten etwas mehr Raum zu lassen, Unkraut eher als Beikraut und wichtige Futterpflanzen zu sehen, wäre wichtig. Der von vielen geliebte englische Rasen und die häufig gesetzten Thujen sind steril und bieten kaum bis keinerlei Lebensraum.

- Ein generell klimafreundlicher Lebensstil leistet damit natürlich automatisch auch einen positiven Beitrag zum Erhalt der Insekten.

- Projekte unterstützen, die wieder Lebensräume schaffen, die Insekten als Inseln und benötigte Rückzugsmöglichkeiten dringend brauchen. Ich selbst unterstütze zum Beispiel FreeNature.

- Nisthilfen für Insekten aufstellen. Wie es einfach und richtig geht, wird hier gezeigt sowie in zahlreichen YouTube Videos von Werner David.


Ich schließe diesen kurzen Ausflug ins Reich der Insekten mit Bildern, die ja bekanntlich viel mehr sagen als 1000 Worte...



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